Ausstellung von Martin Eder: Above us only sky


Eines der Bilder: "When Silence Falls". Foto: © Martin Eder/VG Bild-Kunst, Bonn 2017; courtesy Galerie EIGEN+ART Leipzig/Berlin; Fotograf: Uwe Walter, Berlin
Eines der Bilder: "When Silence Falls". Foto: © Martin Eder/VG Bild-Kunst, Bonn 2017; courtesy Galerie EIGEN+ART Leipzig/Berlin; Fotograf: Uwe Walter, Berlin

Goslar. Die letzte Bildserie des in Berlin lebenden Malers Martin Eder (geboren 1968) zeigt nachdenkliche Kriegerfrauen in zerrissenen Leinenstoffen und glänzenden Rüstungen. Die Ausstellung im Mönchehaus Museum ist die erste institutionelle Einzelausstellung dieser Werkgruppe. Am Sonntag ist um 12 Uhr die Ausstellungseröffnung.


Die modernen Amazonen liegen oder sitzen gedankenversunken, mit gesenkten Häuptern und Schwertern in Traumlandschaften vor dramatisch bewegten Himmeln: Above Us Only Sky.

Die Spuren der Schlachten zeigen sich nicht in äußeren Verletzungen, sie spiegeln sich in ihren erschöpften Gesichtern und erschlafften Körperhaltungen. In einem Zustand zwischen Wachsein und Schlaf scheint der kurze Moment festgehalten, der das Bewusstsein vom Unbewussten trennt. Sehen so martialische Kämpferinnen aus, wie wir sie aus Fantasyfilmen wie „Game of Thrones“ oder aus dem bekannten Kinofilm „Johanna von Orléans“ mit Milla Jovovich kennen?

"Meine Bilder sind Schlachtenbilder"


Die jungen Frauen könnten einem dieser Filme entronnen sein, dargestellt in der Pause am Set, in der sie müde und abgekämpft aus ihrer Rolle schlüpfen. Hinter der glänzenden Fassade der Special Effects verbirgt sich Erschöpfung, Trauer und Verletzlichkeit. Doch ebenso gut könnten es Figuren zeitgenössischer Historienbilder sein, in denen der Künstler den idealisierten Posen männlicher Sieger ein behutsames Korrektiv entgegensetzt. „Meine Bilder sind eigentlich Schlachtenbilder“, hat Martin Eder einmal über seine Arbeiten gesagt. Die Schlachten auf diesen altmeisterlich gemalten Gemälden scheinen bereits geschlagen, doch die Protagonisten haben die Bühne noch nicht verlassen.

Der Kampf als Symbol


Martin Eder geht es in dieser neuen Bildserie zum einen um unser Geschichtsverständnis in Zeiten des Histotainment und der Fake News, zum anderen aber um eine allgemeine Zustandsbeschreibung von Kampf – im physischen wie psychischen oder ideellen Sinne.
Auf der metaphorischen Ebene schließen die Bilder tagesaktuelle Kämpfe in Krisengebieten ebenso ein wie religiös motivierte Kämpfe, Geschlechterkämpfe, den Klassenkampf oder den Kampf der Kulturen. „In dieser Serie habe ich versucht, den Zustand der Bedrohung und der wachsenden Gefahr, in der wir leben, zu zeigen. Der Kunstgriff besteht natürlich nicht darin, dass ich das Grauen darstelle. Das sieht man jeden Tag im Fernsehen, in der Zeitung oder im Internet – wo auch immer. Der Kunstgriff ist, dass ich das Grauen ins Dessert packe, dass unten in der Kaffeetasse die Kakerlake ist“ (Martin Eder).

Die unauflösliche Verschränkung von Klischees, Posen, theatralischer Inszenierung und ihrer ironischen Brechung sowie das Aufscheinen menschlicher und gesellschaftlicher Abgründe machen den Reiz der ungewöhnlichen Bildwelt von Martin Eder aus.

Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, den 28. Mai, um 12 Uhr in Anwesenheit des Künstlers.


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