Flüchtlinge sollen schnell in Arbeit gebracht werden


Bilal Chrqiyeh (2. v.l.) und Naveed Najimi (3.v.r.) konnten am vergangenen Montag im Pilotprojekt den Weg in den Arbeitsmarkt finden. Foto: Arbeitsagentur Braunschweig- Goslar
Bilal Chrqiyeh (2. v.l.) und Naveed Najimi (3.v.r.) konnten am vergangenen Montag im Pilotprojekt den Weg in den Arbeitsmarkt finden. Foto: Arbeitsagentur Braunschweig- Goslar | Foto: Arbeitsagentur Braunschweig- Goslar



Goslar. Am vergangenen Montag ist die erste Maßnahme für geflüchtete Menschen in Goslar gestartet. Unternehmen bieten Praktikastellen und setzen damit auf das Beschäftigungspotential der Zuwanderer. Neben betrieblicher Orientierung steht auch berufsbezogener Sprachunterricht in der zwölfwöchigen Maßnahme der Agentur für Arbeit auf dem Lehrplan.

Die Idee, Flüchtlinge mit Bleibeperspektive möglichst schnell in sinnvolle Beschäftigung zu bringen, kommt bei den Arbeitgebern im Landkreis Goslar an. Das Praktikumsprojekt der Arbeitsagentur nimmt Fahrt auf. Am vergangenen Montag haben zwei Unternehmen den Startschuss gemacht und weitere sollen folgen. Die Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar entfaltet neben strategischen Überlegungen auch konkrete Projekte vor Ort. „Das angelaufene Projekt verfolgt den Ansatz `Work first`, also Arbeit mit integriertem Spracherwerb und nicht zunächst die reine Sprachvermittlung. Wir lassen die Flüchtlinge arbeiten, aber wir wollen auch berufsbegleitend qualifizieren, damit es nicht heißt: Einmal Helfer, immer Helfer“, beschreibt Harald Eitge, Leiter der Arbeitsagentur die Perspektiven. Ein beruflicher Einstieg bei fehlenden Sprachkenntnissen würde oft nur in schlecht bezahlten Branchen gelingen, so Eitge weiter.

Brych lobt das Projekt


Auch Landrat Thomas Brych ist davon überzeugt, dass die Vermittlung der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt wesentlich ist: „Die Integration der Flüchtlinge hängt von drei entscheidenden Faktoren ab: neben der adäquaten Unterbringung und dem Erlernen der Sprache, als wichtigste Grundvoraussetzungen, gehört zweifellos die Vermittlung in Arbeit mit einem regelmäßigen Einkommen dazu. Zusammen mit der Agentur für Arbeit und Unternehmern aus unserer Region wollen wir nun mit dem Projekt dazu beitragen, die Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten und ihnen echte Perspektiven in unserem Landkreis zu bieten“, erklärt Thomas Brych. Im Landkreis Goslar leben gegenwärtig rund 1.700 Asylbewerber, die dem Arbeitsmarkt mittel- und langfristig zur Verfügung stünden.

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v.l. Karl-Heinz Dörhage, Hannes Mairinger, Harald Eitge und Thomas Brych, Foto: Arbeitsagentur Braunschweig- Goslar



Mit dem „Torfhaus Harzresort“ und dem Pharmalogistikunternehmen „Med-X-Press“ konnten in einem ersten Schritt zwei Arbeitgeber gewonnen werden. Hannes Mairinger, Geschäftsführer Torfhaus Resort Harz, möchte ein Zeichen setzen. „Menschen brauchen Perspektiven“, sagt er. „Es wird zunehmend schwieriger Personal zu finden. Ich erhoffe mir, die Praktikanten von den schönen Seiten der Hotellerie überzeugen zu können.“ Auch Karl-Heinz Dörhage, Geschäftsführer Med-X-Press, lobt die hohe Motivation der Praktikanten und meint, dass die Bereitschaft zur Einstellung der Unternehmen groß sei. „Ich wünsche mir einfache Verfahren vor Ort. Mit dieser Maßnahme möchten wir den ersten Schritt gehen, unsere Arbeitskräfte von morgen zu rekrutieren, damit wir auch in Zukunft personell gut aufgestellt bin.“

Erwartungen nicht zu hoch ansetzen


Eitge meint, dass die Erwartungen an die Arbeitsmarktintegration nicht zu hoch gesetzt werden sollten: „Im ersten Jahr finden zehn Prozent der Flüchtlinge einen Job, nach fünf Jahren haben dies 50 Prozent geschafft, und noch einmal zehn Jahre später liegt die Erwerbsquote bei 70 Prozent - und damit annähernd auf dem Niveau der deutschen Bevölkerung.“ Diese Daten hat jüngst das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht.

Froh über die Arbeit


Bilal Chrqiyeh aus den Palästinensischen Gebieten ist seit Montag im Projekt. Er ist froh über den geregelten Tagesablauf und die Chance auf Arbeit. An drei Tagen in der Woche wird er für acht Stunden im Torfhaus Resort den Arbeitsalltag im Housekeeping/Restaurant erleben. Mairinger stellt dafür einen Paten zur Verfügung, der die Flüchtlinge begleitet und ihnen die Tätigkeiten erläutert. Das Pharmalogistikunternehmen Med-X-Press beschäftigt unter anderem seit Montag Naveed Najimi. Der Afghane ist von den ersten praktischen Tagen im Betrieb davon überzeugt, dass er mit dem Programm seine Startvoraussetzungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt verbessern kann. An den restlichen zwei Tagen der Woche steht berufsbezogener Sprachunterricht beim Bildungsträger auf dem Plan. Insgesamt wird das Projekt jeweils für zwölf Wochen durchlaufen. Ziel ist, eine Ausbildung ab Sommer oder eine Beschäftigung aufzunehmen, damit ein wichtiger Baustein zum Ankommen in Deutschland gelingt.

Unternehmen mit Interesse an diesem Projekt wenden sich an den Arbeitgeberservice unter der kostenfreien Servicenummer 0800 4 5555 20 oder direkt bei ihrem Ansprechpartner bei der Agentur für Arbeit.


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