Künstler provozierte Stau

von Alec Pein


Das Breite Tor als Resonanzkörper: "TIMEOTHY" stoppte den Verkehr, um für sein kommendes Album "OTHY" eine Klangkunstarbeit als Video festzuhalten. Foto: Tim Matuschke
Das Breite Tor als Resonanzkörper: "TIMEOTHY" stoppte den Verkehr, um für sein kommendes Album "OTHY" eine Klangkunstarbeit als Video festzuhalten. Foto: Tim Matuschke



Goslar. Am 5. August hält ein Auto im Breiten Tor. Aus den offenen Fenstern schallt Musik und die Stimme eines jungen Mannes. Vor dem Tor staut sich der Verkehr, es wird gehupt und erst nach über drei Minuten steigen die ersten genervten Autofahrer aus, um nachzusehen warum es nicht weitergeht.

Hintergrund war eine Mischung aus Klangkunstarbeit und Musikvideo des aus Goslar stammenden Künstlers Tim Timeothy. Seine ersten, heute nicht mehr zu findenden, Songs verbreitete er noch unter dem Namen "Dr. Time" im Internet. Nun steht die Veröffentlichung seines dritten Albums unter dem Namen "Timeothy" bevor. RegionalHeute.de hat nachgefragt was sich hinter dem Video verbirgt.

Staus mag keiner, soviel steht fest. Warum dann also mit Absicht einen verursachen? Timeothys selbst gesetztes Ziel: Die Dauer des Songs stillstehend unter dem Tor auszuharren. "Ich habe das Eingangstor meiner Heimatstadt als Resonanzkörper genutzt und das Lied abgespielt, welches einen Teil meiner aktuellen musikalischen und generellen Haltung beschreibt.", erklärt er. So lauten Passagen, die aus dem Tor schallen etwa: "Ich muss gar nichts, aber eben weil ich es mach bin ich ich." Im späteren Video verwendete er den Originalton der Aktion, das Hupen der wartenden Autofahrer und auch seine eigenen Kommentare vermischen sich mit dem Song. Es ist also kein Musikvideo im herkömmlichen Sinne, mehr eine "Klangkunstarbeit, die eine Symbolhaftigkeit in sich trägt", wie der Künstler es beschreibt. Außerdem war er neugierig, welche Gefühle ihn dabei erwarten und wie die anderen Verkehrsteilnehmer reagieren.

https://www.youtube.com/watch?v=9rlp2Sa7oyI

"Verrückt wie unangenehm es ist Konventionen zu brechen"


Die vier Minuten des Songs durchzuhalten, war offenbar nicht leicht und kamen Timeothy länger vor als er gedacht habe. Obwohl im Grunde "gar nichts schlimmes passiert", sei es "verrückt wie unangenehm es ist Konventionen zu brechen", erklärt er. Auch seine nächsten Videos sollen einzigartig werden: "In den nächsten kommenden Wochen werden mehr audiovisuelle Projekte veröffentlicht, die jeweils ein Thema eines Liedes aus dem bald erscheinenden Album OTHY behandeln. Zwischendurch wird auch immer viel aktuelles auf meinem Snapchat Account (time-othy) zu sehen sein. Das übernächste Musikvideo wird zum Beispiel vorerst ausschließlich auf Snapchat veröffentlicht und dort 24 Stunden zu sehen sein." Erscheinen soll das Album im September, ein genaues Datum stehe allerdings noch nicht fest.

Alles in Eigenregie


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TIMEOTHY. Foto: Tim Matuschke



Timeothy komponiert und produziert seine Musik selbst. Mit dem Titel des kommenden Albums "OTHY" möchte er seiner Kunst einen Namen geben: "Ich wollte mir mit diesem Begriff eine Definition meines Sounds, meiner Ästhetik - meiner Kunst schaffen.", erklärt er. Der 23-Jährige ist in Goslar aufgewachsen und studiert heute in Braunschweig freie Kunst. Dabei arbeitet er mit jeder Art von Medien, Malt, designt Kleidung und arbeitet an seinen musikalischen Projekten - alles allerdings auch schon vor seinem Studium, seit dem frühen Kindesalter. Seine Musik will er in keine Genreschublade stecken: "Dabei bin ich auf der Suche nach unüblichen Sounds, wobei ich viele Elemente unterschiedlicher Genres einfließen lasse."  Auf sein Debutalbum "TIME" folgte ein experimentelles Instrumentalalbum namens "HI I'M TIME". Für "OTHY" hat er sich dann gut dreieinhalb Jahre zeit gelassen. Genug um einige Lebensabschnitte zu durchleben. "Dadurch repräsentieren die Songs auf dem Projekt, musikalisch und lyrisch, bestimmte Perspektiven unterschiedlicher Lebensabschnitte von mir. ", so Timeothy. Auf seinem Facebook-Account hält er Interessierte auf dem laufenden. Auch das Erscheinungsdatum seines neuen Albums will er dort kommunizieren. Seine visuellen Werke verbreitet er auf seiner Instagram-Seite und hören kann man seine Musik auf Soundcloud.






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