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Kinokritik "Die Verlegerin": Klarer Sieg für die Pressefreiheit

Aktueller als man denkt: "Die Verlegerin" Fotos: Eva Sorembik/Anke Donner/Twentieth Century Fox Film Corporation and Storyteller Distribution Co. LLC; Video: Twentieth Century Fox Film Corporation and Storyteller Distribution Co. LLC
Aktueller als man denkt: "Die Verlegerin" Fotos: Eva Sorembik/Anke Donner/Twentieth Century Fox Film Corporation and Storyteller Distribution Co. LLC; Video: Twentieth Century Fox Film Corporation and Storyteller Distribution Co. LLC

Goslar. Investigativer Journalismus vs. wirtschaftliche Interessen, Pressefreiheit vs. Regierungsgeheimnisse und Information der Bevölkerung vs. freundschaftliche Beziehungen. Mit diesen Stichworten lässt sich der am Donnerstag gestartete Film „Die Verlegerin“ am besten zusammenfassen.

In seinem neusten Film hält Regisseur Steven Spielberg ein großes Plädoyer auf die Pressefreiheit sowie den Mut und die Entschlossenheit des Verlags und der Redaktion der Lokalzeitung „Washington Post“ ein durchaus heißes Thema anzufassen und trotz der Gefahr damit auch die wirtschaftliche Lage des Verlages ins Wanken zu bringen.

Doch worum geht es genau?


Im Jahr 1971 – die USA stecken mitten im Vietnamkrieg – gelingt es der großen „New York Times“ an die "Pentagon Papers" zu kommen. Es sind die geheimen Akten der Regierung, die bewiesen, dass die US-amerikanische Öffentlichkeit von ihrer Regierung systematisch und für den Zeitraum mehrerer Präsidentschaften über den Krieg in Vietnam belogen wurde. Die Studie des US-Verteidigungsministeriums zeigte nämlich, dass der Krieg aussichtslos gewesen ist und die Soldaten in Vietnam regelrecht verheizt worden sind.

Die „Times“, die als erste an die 7000 Seiten starke Studie gelangt, veröffentlicht hierzu einen Artikel, doch die Nixon-Regierung lässt weitere Veröffentlichungen gerichtlich untersagen. Das ist die Chance für das Lokalblatt „Washington Post“ sich auch national einen Namen zu machen. Durch Kontakte gelingt es einem der Redakteure, zumindest an einen Großteil der Kopien zu gelangen. Für Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) und seine Kollegen beginnt damit nicht nur ein Kampf gegen die Zeit – soll der Artikel doch in der nächsten Ausgabe schon in Druck gehen – sondern auch die Konfrontation mit der Frage, ob die Story tatsächlich veröffentlich werden soll. Ungefährlich ist die Veröffentlichung nämlich keineswegs, denn es drohen rechtliche und wirtschaftliche Folgen für das Lokalblatt.



„Washington Post“-Verlegerin Kay Graham (Meryl Streep) hat es als Frau in der Männerwelt nicht einfach. Ihr Vater hat den Verlag an ihren Ehemann übertragen, doch nach dessen Tod steht Graham offiziell an der Spitze. Unterstützt von ihrem Chefredakteur Ben Bradlee. Um die finanzielle Zukunft des Verlages zu festigen, hatte sich Graham gerade dazu entschieden mit der Firma an die Börse zu gehen. Die brisante Veröffentlichung könnte dazu führend, dass die Banken wieder abspringen und der Börsengang zum wirtschaftlichen Desaster wird. Und dann ist da auch noch die Freundschaft zu Ex-US-Verteidigungsminister Robert McNamara, in dessen Auftrag die „Pantagon Papers“ gefertigt worden sind. Für Graham keine leichte Entscheidung: "Ja - ja - uff. Große Entscheidung. Lasst es uns veröffentlichen, lasst es uns veröffentlichen."

Oscarverdächtig


Mit gleich zwei Nominierungen geht „Die Verlegerin“ am kommenden Sonntag ins Rennen um den „Oscar“. Neben der Nominierung als Bester Film, ist Meryl Streep beste Hauptdarstellerin nominiert. Und die Chance, sich als Polit-Journalismus-Thriller in einer Reihe mit "Die Unbestechlichen" und „Spotlight“ einzureihen stehen nicht schlecht. Denn selbst wenn die „Pentagon Papers“ knapp 50 Jahre zurückliegen, ist die Problematikaktueller denn je. Allein die Fragen, wie weit dürfen Regierungen Einfluss auf die Berichterstattung in den Medien nehmen und kann die Pressefreiheit durch Gesetze eingeschränkt sorgenmit Blick auf Nachrichten aus Ost- und Südosteuropa, dass das Thema "Pressefreiheit" hochaktuell ist.

Fazit:


Für - angehende - Journalisten ist der Film Pflichtprogramm, ebenso für alle, die sich für die US-amerikanische Politik und jüngere Geschichte interessierten. Um den Film aber bis ins letzte Detail zu verstehen, sind politische und geschichtliche Kenntnisse rund um das Thema "Vietnamkrieg" unerlässlich. Wem diese bislang fehlten, sollte sich zumindest bei Wikipedia & Co. ein gesundes Maß an Grundwissen verschaffen.

regionalHeute.de für "Die Verlegerin" viervon fünf möglichen Punkten:
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Das sagen die Kinobesucher:

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