KolumneHeute: Gutmensch, dem besorgten Bürger sei Dank

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Er gilt als naiv, weltfremd und dumm: der "Gutmensch". Tausende Menschen sorgten nun dafür, dass es dieser diffamierende Begriff mitten in der Flüchtlingsdebatte zum Unwort des Jahres 2015 schaffte. Danke, liebe "besorgte Bürger". 

Laut Juryangaben sind mit diesem Wort Menschen beschimpft worden, die "sich in ihrer Freizeit für Flüchtlinge engagieren oder sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen". Nach dem Begriff  "Lügenpresse" hat es nun also auch der Gutmensch in die lange Liste der Unwörter geschafft. Wer diesen Begriff verwendet, der wirft den vielen Freiwilligen immer wieder hämisch vor, dass sie unter einem Helfersyndrom leiden. Laut dem Jury-Mitglied Margarete Jäger erinnere der Begriff an die NS-Zeit. Die Nationalsozialisten hätten laut Jäger versucht, andere sprachlich zu isolieren und zu diffamieren.

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Die Autorin: RegionalHeute.de-Redakteurin Sina Rühland. Foto:



Viele haben sich die vergangen Monaten über Begriffe wie Gutmensch oder Lügenpresse aufgeregt. Wahrscheinlich ging es den besorgten Bürgern ähnlich. Es gibt aber auch Menschen, die nehmen das Geblubber mit Humor. So haben sich die Toten Hosen zu Bespiel die Wortmarke Gutmensch schützen lassen – und verkaufen T-Shirts mit eben dieser Aufschrift. Immer wieder haben wir Kommentare gelesen, in denen Leute geschrieben haben: "Na und? Dann bin ich eben ein Gutmensch – ich bin es gerne." Man kann also sagen ein Gutmensch sei eben ein guter Mensch. Wir wissen alle, dass es nicht Intention des Wortgebers ist, demjenigen zu schmeicheln, aber sei´s drum. Wir geben den Worten die Bedeutung. Wir wissen, dass Gutmensch kein Kosename ist. Ebenso meint man mit dem "besorgten Bürger" wohl auch keine Person, die sich sorgenvoll unserem Wertesystem widmet. Wir brauchen anscheinend diese sprachlichen Zuordnungen, um Menschen zu kategorisieren – und letztlich auch, um uns von bestimmten Ideologien abzugrenzen.


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