Vogelzählung: Meisen haben es in Goslar schwer


Die Blaumeise hat es schwer in Goslar Foto: NABU
Die Blaumeise hat es schwer in Goslar Foto: NABU | Foto: NABU

Goslar. Heute hat der NABU eine erste Bilanz der Mitmachaktion "Stunde der Wintervögel" gezogen, in deren Rahmen am Wochenende Vogelfreunde zum siebten Mal aufgerufen waren, alle innerhalb einer Stunde gezählten Vögel im Garten, Kleingarten oder Park zu notieren.


Der Haussperling liege in Goslar, wie auch niedersachsen- und bundesweit und in den vergangenen Jahren, klar in Front. Einen deutlichen Negativtrend weisen die Kohl- und Blaumeisen auf. „Auch in Südost-Niedersachsen zeigt sich dieser Trend ganz deutlich.“ sagt Marlies Gräwe, Leiterin der NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen. Die Beteiligung in der Region ist bereits jetzt sehr hoch. Momentan haben rund 670 Personen teilgenommen, knapp 15500 Vögel wurden bereits gezählt und gemeldet.

Niedersachsenweit haben momentan rund 1.500 Personen mehr mitgemacht als im Vorjahr. Dementsprechend genauer werden die erhobenen Daten der gezählten Vögel. „Die Beteiligung der Stunde der Wintervögel in Niedersachsen ist erneut sehr viel höher als im Vorjahr“, bilanziert Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender: „Heute Morgen hatten wir bereits die Meldungen von knapp 7.500 Teilnehmern erhalten, ein fantastischer Wert, denn es wurden über 164.000 Vögel in über 4.800 Gärten gezählt“, freut sich Dr. Buschmann. (2015: über 5.800 Teilnehmer meldeten über 168.000 Vögel aus 4.000 Gärten)

„Das bedeutet neben den Hinweisen, die wir auf Trends bei den Garten- und Parkvögeln unserer Heimat bekommen, auch, dass sich die Menschen intensiv mit der Vogelwelt, der Natur und dem Naturschutz beschäftigt haben, ein wunderbarer Effekt in Zeiten schwindender Artenkenntnis! Denn: Nur was ich kenne, kann ich auch schützen!“, begründet der NABU-Landesvorsitzende den umweltpädagogischen Effekt der Aktion.

Da die Ergebniseingabe noch bis zum 16. Januar möglich ist, kann der NABU Niedersachsen derzeit nur auf Trends zurückgreifen – diese sind aber bereits recht stabil. Demnach liegt der ‚niedersächsische Vorjahressieger‘ Haussperling in Goslar auf Rang 1, die Amsel mit knapp 4,58 Exemplaren pro Garten auf Rang 2, dann die Kohlmeise mit einem Rückgang von 39 Prozent und 4,21 Exemplaren auf Rang drei, gefolgt von Blaumeise und Feldsperling. Die Zahl der je Garten beobachteten Vögel nimmt jedoch spürbar ab. So wurden, trotz steigender Beteiligung, bislang bundesweit knapp 8.000 weniger Vögel als im Vorjahr gezählt. Betroffen sind besonders Grünfink, Kernbeißer und sämtliche Meisenarten.

Eine weitere Vermutung ist, dass das nasskalte Frühjahr 2016 zu einer schlechten Fortpflanzungsrate geführt hat


Die große Frage nach dem Warum lässt sich nicht eindeutig beantworten. Liegt es an schlechten Bedingungen bei uns oder sind weniger Wintergäste aus dem Norden und Osten eingeflogen? Ein näherer Blick am Beispiel der Kohlmeise zeigt jedenfalls, dass der Rückgang regional sehr ungleich verteilt ist. In Niedersachsen ist ein Rückgang von 30 Prozent zu verzeichnen. Es kann sein, dass ein Teil der vorhandenen Meisen sich nicht in den Gärten blicken lassen, weil sie im Wald mehr als sonst zu fressen finden. Wir können streng genommen also nur von Beobachtungsrückgängen als momentane Situationsbeschreibung sprechen. Eine weitere Vermutung ist, dass das nasskalte Frühjahr 2016 zu einer schlechten Fortpflanzungsrate gerade bei den höhlenbrütenden Arten geführt hat. Wenn die Elternvögel zum Beispiel über längere Perioden mit nassem Gefieder in die Bruthöhle fliegen müssen, kommt es schnell zur Unterkühlung bei den Jungvögeln und sie sterben. Futter war angesichts der nasskalten Witterung vermutlich ebenfalls Mangelware. Als weitere denkbare Ursache für die Probleme bei der Jungenaufzucht kommt der allgemeine Rückgang der Insekten durch den vermehrten Pestizideinsatz in der Landwirtschaft hinzu.

Die große Frage nach dem Warum lässt sich nicht eindeutig beantworten. Liegt es an schlechten Bedingungen bei uns oder sind weniger Wintergäste aus dem Norden und Osten eingeflogen? Ein näherer Blick am Beispiel der Kohlmeise zeigt jedenfalls, dass der Rückgang regional sehr ungleich verteilt ist. In Niedersachsen ist ein Rückgang von 30 Prozent zu verzeichnen. Es kann sein, dass ein Teil der vorhandenen Meisen sich nicht in den Gärten blicken lassen, weil sie im Wald mehr als sonst zu fressen finden. Wir können streng genommen also nur von Beobachtungsrückgängen als momentane Situationsbeschreibung sprechen. Eine weitere Vermutung ist, dass das nasskalte Frühjahr 2016 zu einer schlechten Fortpflanzungsrate gerade bei den höhlenbrütenden Arten geführt hat. Wenn die Elternvögel zum Beispiel über längere Perioden mit nassem Gefieder in die Bruthöhle fliegen müssen, kommt es schnell zur Unterkühlung bei den Jungvögeln und sie sterben. Futter war angesichts der nasskalten Witterung vermutlich ebenfalls Mangelware. Als weitere denkbare Ursache für die Probleme bei der Jungenaufzucht kommt der allgemeine Rückgang der Insekten durch den vermehrten Pestizideinsatz in der Landwirtschaft hinzu.

Ob wir denn „die Hand ins Feuer legen“ könnten für die Richtigkeit der Beobachtungen, lautete eine andere Frage. Nein, das kann der NABU nicht – das kann man zu hundert Prozent aber bei „professionellen“ Kartierungen ebenso wenig. Und darauf kommt es auch nicht an. Datensammelaktionen von dieser Größe haben nämlich eine erhebliche Fehlertoleranz. Bei 220.000 gemeldeten Haussperlingen ist es für das Gesamtergebnis unerheblich, ob einzelne Vogelbeobachter möglicherweise Haus- und Feldsperling nicht sicher unterscheiden können. Bei seltenem Arten wie Sperlingskauz oder Dreizehnspecht ist das natürlich anders, aber diese sind nicht das eigentliche Thema der „Stunde der Wintervögel“.

Endgültige Platzierungen stehen erst nach dem 16. Januar fest


„Bislang sind nur Tendenzen zu erkennen. Wie die endgültigen Platzierungen aussehen, können wir erst nach Ende der Meldefrist am 16. Januar sagen“, erläutert der NABU-Landesvorsitzende, „denn es können sich durchaus noch Verschiebungen ergeben.“ Die Beobachtungen melden Sie bitte per Post (NABU, Stunde der Wintervögel, 10469 Berlin) oder einfach im Internet unter http://niedersachsen.nabu.de/aktionen/sdw/ oder auch unter www.stunderderwintervoegel.de . Unter den Teilnehmern werden attraktive Preise verlost.

Das pure Interesse und die Freude an der Vogelwelt reichen zur Teilnahme aus, eine besondere Qualifikation ist für die Wintervogelzählung nicht nötig. Neben der wissenschaftlichen Datenerhebung sind für den NABU bei dieser Aktion ebenso wichtig, die engagierten Zähler auf die Natur vor der Haustür aufmerksam zu machen und zur naturnahen Gestaltung von Gärten als Lebensraum für Vögel zu motivieren.


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