Wie verändern Flucht und Migration die Kirchen?


Fachtagung zum Thema Migration und Kirche. Fotos: Julia Bielefeldt
Fachtagung zum Thema Migration und Kirche. Fotos: Julia Bielefeldt | Foto: Julia Bielefeldt

Goslar. Am 11. und 12. November fand in der Akademie St. Jakobushaus die Fachtagung „Alte Heimat – Neue Heimat: Wie Migration und Flucht die Kirche(n) verändern“ statt. Von ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet wurde den Teilnehmern die verschiedenen Facetten von Migration in der Kirche nähergebracht.


Eröffnet wurde die Tagung mit einem Vortrag von Prof. Dr. Regina Polak (Universität Wien) zu theologischen Perspektiven auf Flucht und Migration. Sie verdeutlichte, dass Flucht- und Migrationserfahrungen schon im Alten Testament erfahren wurden und daher auch im Zentrum der christlichen Theologie stünden. Sie attestierte jedoch Kirche und Theologie eine gewisse „Migrationsblindheit“, die es mit Veranstaltungen wie diese Tagung zu überwinden gelte.

Anschließend stellte Dr. Jenni Winterhagen (Beratungshaus Syspons Berlin) am Beispiel der kroatischen Migranten katholische Migrantengemeinden als Chance und Herausforderung für die Ortskirche dar. Sie zeigte, dass der Kontakt zwischen Migrantengemeinden und Ortskirche oft nicht gewollt sei, aber eine Möglichkeit zur Belebung der Ortskirche und „Motor der Integration“ darstellen könne.

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Auf den wissenschaftlichen Vortrag von Dr. Jenni Winterhagen antwortete Markus Breuckmann, Koordinator des Katholischen Internationalen Zentrums Hannover, aus der Perspektive der Praxis. Er verdeutlichte, dass man die Herausforderungen von Migration annehmen und Chancen nutzen müsse. Dies hieße, Parallelen zu akzeptieren, Schnittpunkte zu finden und das Zusammenleben zu gestalten, so Breuckmann. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Dr. Frederik Elwert (Universität Bochum) nicht persönlich an der Fachtagung teilnehmen, wurde aber per Skype zugeschaltet.

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Interessiert folgen die Zuhörer den Referenten. Foto:



Sein Vortrag behandelte die Rolle von Religiosität für die Integration von russlanddeutschen Aussiedlern in freikirchlichen Gemeinden. Auch hier erfolgte eine praxisorientierte Antwort – diesmal von Dr. Frank Frühling (Niedersächsisches Innenministerium, der den Blick auf die politische Instrumentalisierung von Russlanddeutschen lenkte.

Das Gemeindeleben


Am Abend wurde die Tagung für eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wie verändert Migration das Gemeindeleben?“ geöffnet, die sich insgesamt 40 Gäste anhörten. Eingeladen waren Vertreter aus den unterschiedlichen lokalen Kirchengemeinden, darunter auch Geflüchtete. Durch die Diskussion wurden die unterschiedlichen Erfahrungen der Geflüchteten ebenso wie der Aktiven in den Gemeinden deutlich. Danach gab es einen regen Austausch zwischen den Teilnehmer der Tagung und den Gästen.

Der nächste Morgen startete mit einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Drea Fröchtling (Fachhochschule für Interkulturelle Theologie Hermannsburg) zum Thema religiöse Praxis als Ressource im Migrationsprozess. Anhand von Interviews konnte Fröchtling zeigen, wie religiöse Praxis auf der Flucht bei Krisenbewältigung und Entscheidungsfindung hilft. Es folgte ein Impuls von Tobias Keßler CS (Hochschule Sankt Georgen) zum Thema „Integration = Communio? – Entgrenzung versus Vereinnahmung“, der den Umgang von Kirche mit Integration beleuchtete und diesen kritisch hinterfragte. Zum Abschluss wagte Dr. Christian Hennecke (Bistum Hildesheim) einen Blick in die Zukunft und zeigte wie Migration eine Chance der lokalen Kirchenentwicklung darstellen kann. „Migration ist kein Phänomen, das 2015 auf uns hereingebrochen ist, sondern etwas, dass schon tief in der christlichen Theologie verankert ist. Darum gilt es, die Veränderungen, die durch Migration geschehen, aktiv mitzugestalten“, so die Abschlussworte von Dr. Theresa Beilschmidt.

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